Wann wir trauern | BLOG

Was verbindest du spontan mit dem Wort „Trauer“?

Ist es ein Todesfall? Der Verlust eines Menschen?

Es ist wohl so, dass es das erste ist, was uns einfällt, der Tod. Und folglich geht man zu einer Trauerbegleitung, wenn jemand gestorben ist und man nicht „darüber hinwegkommt“. Und man beschäftigt sich lieber gar nicht damit, weil der Tod mir eh nur Angst macht.

Doch Trauer erleben wir in vielfältiger Weise und durch unterschiedlichstes Erleben. Denn Trauer hat meist auch etwas mit dem Abschied nehmen zu tun. Und je nach dem, wie bewusst oder unbewusst wir dies erleben, trauern wir

Als Mama war es zum Beispiel ein großes Thema für mich, mein Kind in den Kindergarten zu verabschieden. Es war das erste Mal, dass ich ihn in „fremde Hände“ geben musste. Dass er neue Bezugspersonen in sein Leben integrierte. Ich war nicht mehr die Einzige, außer seinem Papa, die wichtig war. Für ihn war es ein wichtiger, guter Schritt. Für mich auch. Loslassen ist für uns Eltern ein pausenloser Prozess. Und trotzdem war ich traurig.

Umso bewusster wir dies tun im Sinne von…hin fühlen, wahrnehmen, akzeptieren all dessen, was sich da in uns breit machen will, um so besser gelingt uns das Abschied nehmen. Weil wir im Fühlen ganz und authentisch sind. Weil wir spüren, dass Veränderung ansteht. Und die Gefühle, die wir akzeptieren und durchleben uns zeigen, was jetzt dran ist. Und wie es dran ist.

Und: wenn wir gefühlsmäßig an einen Punkt kommen, der uns furchtbar schmerzt und wir das Gefühle haben, ihn nicht aushalten zu können, dann passieren oft Wunder! Weil wir vielleicht Hilfe holen und bekommen. Weil wir über uns hinauswachsen. Weil wir auf völlig neue Ideen kommen. Weil wir uns hinterher neue Fragen übers Leben stellen. Weil wir vor dem nächsten Schmerz vielleicht nicht mehr so ängstlich sind. Weil unsere Kinder von uns lernen können, wie es geht, die Sache mit dem Schmerz und dem Fühlen.

Weil es einfach unser Leben bereichert, wenn wir unsere ganze Palette an Gefühlen ernst nehmen.

Denn sie ALLE sind der Kompass in einem authentischen Leben.

Wo also finden wir sie die, die Begleitung in unserem Leben, wenn wir traurig sind?

Wenn der Liebeskummer uns überrollt. Eine Lebensvision zerplatzt. Eine Ehe zu Ende geht. Die Kinder aus dem Haus gehen und wir eine Rolle abgeben dürfen. Der Umzug in neue Stadt. Der Verlust von Freundschaften. Gewohnheiten. Und Vertrautem. Von Jugend, Vitalität und Beweglichkeit. Von Glaubenssätzen. Von Meinungen. Von der Sicherheit im Außen. Von Kindheit. Von…

Erinnerst du dich jetzt, wie oft du schon traurig warst?

Bewusstes Abschied nehmen und trauern lässt uns dankbar und reich auf unser Leben schauen. Lässt uns innehalten und hin spüren, was wir wirklich möchten. Oder auch nicht. Und das ist rückblickend ein großes Geschenk in deinem Leben!

Lasst und also mutig trauern. Öfter trauern. Bewusst trauern. Es lohnt sich …