Abschied | BLOG

Im Augenblick schaue ich sehr viel auf das vergangene Jahr zurück.

  1. Wohl für niemanden ein „normales“ Jahr. Und doch „vergangen“. Kommt von dem Wort „Vergänglichkeit“. Da wird mir wieder bewusst, wie flüchtig Zeit ist. Eine Illusion der Menschheit. Schon der heutige Morgen ist vorbei. Unwiderbringbar. Egal, was war. Und schwupps, ist ein Leben vorbei.

Es liegt an uns, wie wir es gestalten, fühlen, füllen und leben. Und das ist die gute Nachricht…alles liegt in uns, wofür wir uns entscheiden. Wie wir es bewerten. Was wir daraus machen. Und in uns ist so viel mehr Möglichkeit, als uns bewusst ist. Die Unbewusstheit macht mindestens 95% unseres Lebens aus.

Auch für mich war es ein anderes Jahr, in jeder Beziehung.

Ich habe Abschied genommen von einem „sicheren“ Job. Dankbar für viele wichtige Lernprozesse und voll von menschlich – schönen Begegnungen. Und nicht wissend, was kommt.

Ich habe Abschied genommen von einer Birgit, die sich von ihrer Vergangenheit bestimmen lässt und geleichzeitig das heute und morgen versucht zu kontrollieren.

Ich habe Freundschaften verabschiedet, die nicht mehr gedient haben – weder mir noch dem Gegenüber.

Ich habe alte Muster und sehr viele Glaubenssätze verabschiedet.

Das alles war unglaublich…ja, einfach unglaublich. Denn was das großartige Glück in all diesen Abschieden war: es hat Platz gemacht für Neues. Es hat Luft zum atmen verschafft. Für neue Gefühle, Ideen und neuen Mut. Für eine neue Wahrnehmung der Dinge, für Reichtum und Glück. Es hat Kraft gekostet und Kraft gegeben.

Denn alles im Leben hat zwei Seiten. Wie eine Medaille. Wir dürfen die Medaille in die Hand nehmen. Sie ist nur so, weil wir sie drehen können. Weil beides zu ihr gehört. So wie alles im Leben zwei Seiten hat. Weil wir Polaritäten im Leben leben. Weil zur Liebe die Trauer gehört. Und zum Übermut die Angst. Und zur Fülle der Verzicht. Wir können all das nur fühlen, wenn wir beide Seiten kennen.

So gehört der Abschied zu unserem Leben. Er kann uns zeigen. Wie wertvoll der Augenblick ist. Wie stark wir sind, wie gefühlvoll. Er macht alte Türen zu und neue auf. Er ist loslassen und neu anfangen. Vergangenheit und Zukunft.

Ist er es nicht wert, gefeiert zu werden?

Und ob! Feiert ihn, diesen Augenblick! Im Kleinen wie im Großen. Im Alltag, im Besonderen, alleine, zu zweit, laut oder leise. Egal. Aber feiert ihn! Er zeigt euch alle Facetten des Lebens. Er macht euch reich.

Und jeder Abschied, recht gelebt und gefühlt, bedacht und wahrgenommen, bereitet uns auf unseren einzigartigen, endgültigen Abschied vor.

Diesen Abschied, vor dem du so Angst hast, weil du nicht weißt, wie. Dieser Abschied, der nur in unserer Vision liegt, und da meist schrecklich. Dieser Abschied, der unweigerlich kommt und für alle im Raum steht.

Was wäre, wenn der Abschied auch ein Neuanfang wäre? Was wäre, wenn dieser Abschied Platz für Neues schaffen könnte? Was wäre, wenn wir gelernt hätten, loszulassen, weil wir darauf vertrauen, dass es gut weitergeht für uns, dass das Leben immer einen guten Plan für uns hat, auch wenn wir in unserem Kopf dem Verstand mehr glauben?

Abschied verschafft Achtsamkeit. Mir ist sehr bewusst, dass mein Leben irgendwann zu Ende ist. Das kann auch heute oder morgen sein. Und wenn dem so ist, dann will ich jetzt

glücklich sein

Fühlen

Dienen

Verzeihen

Lieben

Und noch viel mehr.

Gestern ist vorbei. Morgen fraglich. Und das alles hat mich jeder Abschied gelehrt.

Darum:

„Achte gut auf diesen Tag, denn er ist das Leben, das Leben allen Lebens. In seinem kurzen Ablauf liegt alle Wirklichkeit und Wahrheit des Daseins, die Wonne des Wachsens, die Herrlichkeit der Kraft –

Denn das Gestern ist nichts als ein Traum und das Morgen nur eine Vision.

Das heute jedoch – recht gelebt – macht jedes Gestern zu einem Traum voller Glück und jedes Morgen zu einer Vision der Hoffnung.

Darum achte gut auf diesen Tag.“

 (aus dem Sanskrit)