Lebensbejahend und fühlend trauern… | BLOG

Was heißt das denn genau?

Das heißt…eine Entscheidung treffen. Will ich weiter in meiner Trauer verharren? Oder will ich den nächsten Schritt in eine leichtere Zukunft gehen? Was hält mich? Wozu dient meine Trauer? Was befürchte ich, wenn es leichter werden darf? Was glaube ich über mich?

Das sind in der Tat für viele ungewöhnliche Fragen. Bisher ist es ja eher so:

“Trauer ist was schreckliches“, „da kommt man nie drüber hinweg“. „das würde ich nie überleben“, oder auch „das ist der Lauf der Natur“, „mir ist mein halbes Leben weggebrochen“, „ich werde nie wieder glücklich“. Mit solchen und vielen anderen Glaubenssätzen sind wir groß geworden.

Das ist dann so ein Ding, mit den Glaubenssätzen. Wir glauben sie, ohne zu hinterfragen. Alle sagen es, also tun wir das auch. Und weil es alle seit Jahrhunderten sagen, hat es sich tief eingebrannt. Und meist kommen wir gar nicht auf die Idee, dass es auch anders sein könnte. Und meist fällt uns dann noch irgendeiner ein, dem es genauso ergangen ist.

Es sei denn…wir beschäftigen uns mit all diesen Gedanken. Wir fangen an, Fragen zu stellen. Und das mag für manche sehr provokant sein, wenn ich sage: wir müssen alle diese Sätze und die damit verbundenen Gedanken und Phantasien endlich mal überdenken!

Ein Verlust, egal von was, ist für die meisten natürlich in erster Linie mit Schmerz verbunden. Wo geliebt wird, wo man sich in etwas hingibt, wo wir unser Herz verschwenden – da sind wir auch verletzlich. Und dieser Schmerz gehört zu unserem Leben. Wir können uns nicht davor schützen. Es ist dieser Schmerz, durch den wir geboren werden. Er ist Anfang und Ende.

Und vielerorts glaubt man, dass wir dem „ausgeliefert“ sind, „ohnmächtig“ davorstehen. Oder dass man „auf andere Gedanken“ kommen muss, sich „ablenken“ muss.

Alles das hilft…eben nur sehr kurzfristig. Das Ding ist – Gefühle wollen gefühlt werden. Wenn wir unseren Trauerschmerz einfach mal zulassen würden. Auch in kleinen Dosen. Aber eben zulassen. Dann erst kann er sich verändern. Kann beweint werden. Kann raus.

Dann erlaubt er uns eine Verbindung zu uns. Und in dieser Verbindung liegt die größte Kraft. Da liegen Erleichterung, Mut, neue Ideen. Da liegt der Schlüssel, uns neu und liebend zu erkennen. Und die Gewissheit, dass wir viel mehr schaffen, als gedacht.

Und dass es eben nicht stimmt, dass wir das nicht überleben, nicht aushalten. Dass es uns wachsen lässt. Neue Impulse gibt.

Dass wir es uns erlauben dürfen, den Raum um den Verlust herum zu erschaffen und zu kreieren.

Und dann ist das alles andere als „ohnmächtig“ und „ausgeliefert“.

Es liegt immer an uns. Ob wir uns entscheiden, zu fühlen. Oder entscheiden zu glauben, was man so sagt. Oder entscheiden hinzuhören, was denn unsere eigene Stimme und unsere eigene Kraft dazu sagt.